Gerhard Gruber improvisiert live am Piano zum Stummfilmklassiker

NOSFERATU - Eine Symphonie des Grauens

Stummfilm

Deutschland 1922 - 95 Minuten

Regie: Friedrich Wilhelm Murnau

Darsteller: Max Schreck, Gustav von Wangenheim, Greta Schröder

 

NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS (1922) ist ein prägendes Beispiel für die Kunstfertigkeit F. W. Murnaus, dem es wie keinem anderen Regisseur seiner Zeit gelang, Stilmittel des Expressionismus, der Literatur, des Theaters und der europäischen Malerei filmisch zu vereinen. Die Uraufführung fand am 4. März 1922 in Berlin statt. Auch 100 Jahre danach hat der expressionistische Filmklassiker nichts von seiner Faszination verloren. Der erste abendfüllende Vampirfilm der Geschichte und das einprägsame Aussehen und Spiel des Hauptdarstellers Max Schreck als Graf Orlok waren stilbildend für das Horrorgenre und werden bis heute in der Popkultur zitiert.

 

 

Mit NOSFERATU schuf Friedrich Wilhelm Murnau nicht nur einen der ersten Vorläufer des Horrorfilmgenres und späterer Dracula-Verfilmungen, sondern auch eines der vielschichtigen Meisterwerke des filmischen Expressionismus.

Der Wisborger Makler Knock sendet seinen Mitarbeiter Thomas Hutter nach Transsylvanien aus, um dort mit dem düsteren Grafen Orlok über eine Immobile zu verhandeln. Im unheimlichen Schloss angekommen, entpuppt sich der Bewohner als blutdürstiges Schattenwesen…

 

„Murnau nutzt virtuos die technischen, poetischen und emotionalen Effekte des Mediums und entwirft – indem er den Einbruch des Dämonischen in die bürgerliche Idylle schildert – ein düsteres Spiegelbild kollektiver Ängste in der Weimarer Republik.“ (Lexikon des internationalen Films)

 

ÜBER FRIEDRICH WILHELM MURNAU

F. W. Murnau (*28. Dezember 1888 in Bielefeld; †11. März 1931 in Santa Barbara) studierte an der Berliner Max Reinhardt-Schauspielschule, ganz zum Unmut seiner Eltern. Nachdem er im Ersten Weltkrieg gedient hatte, begann er in Berlin Filme zu inszenieren, angefangen mit DER KNABE IN BLAU (1919). Er arbeitete mehrmals mit den gleichen talentierten Fachkräften zusammen, u.a. der Drehbuchautorin Thea von Harbou, den Kameramännern Fritz Arno Wagner, Carl Hoffmann und Karl Freud und den Schauspielern Conrad Veidt und später, Emil Jannings. Mit wenigen Ausnahmen drehte Murnau hauptsächlich Filme dramatischer Natur; in früheren Werken oft auch mit fantastischem Unterton. Seine ausdrucksstarke Licht- und Schattensetzung sowie die bei späteren Filmen revolutionäre Kamera- und Montagearbeit ziehen sich durch seine Werke. DER LETZTE MANN (1924) und FAUST (1926) machten Murnau international bekannt, woraufhin er bald dem Ruf aus Hollywood folgte. Sein erster US-amerikanischer Film SUNRISE (1927) wurde bei den ersten Academy Awards mit drei Oscars ausgezeichnet. Die Premiere seines letzten Films TABU (1931) erlebte Murnau nicht mehr. Am 11. März 1931 starb er an den Folgen eines Autounfalls.

 

Einen seiner heute noch bekanntesten Filme inszenierte er 1922: NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS. Im expressionistischen Stil gedreht mit Betonung auf Licht und Schatten, ist Graf Orloks dunkle Silhouette an der Wand eines der bekanntesten Bilder der Filmgeschichte. Der Film ist eine Adaption von Bram Stokers 1897 Roman „Dracula“. Um Anschuldigungen einer Copyrightverletzung zu entgehen, wurden sowohl Filmtitel als auch Figurennamen geändert. Dies bewahrte die Berliner Produktionsgesellschaft Prana-Film nicht vor einem Rechtsstreit: Bram Stokers Witwe Florence Stoker verklagte nach Premiere des Films die Produktionsfirma, die im Juni 1922 Konkurs anmelden musste.

 

Für die 1920er Jahre untypisch, drehte Murnau an Originalschauplätzen in Wismar, Lübeck, Lauenburg, Rostock und im Karpatenschloss Oravsky, auf dem Vratna-Pass, am Fluss Waag und im Tegeler Forst. Die Landschaftsaufnahmen erinnern an Gemälde von Casper David Friedrich und andere deutsche Romantiker. Gleichzeitig ist die Natur auch immer Teil der Handlung wie bereits Lotte Eisner in ihrem Werk „Die damönische Leinwand“ bemerkte. Über den Naturbildern liege, wie Béla Balázs betonte, „die Ahnung des Übernatürlichen“.

 

„Ein Film aus dem Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (www.murnau-stiftung.de) in Wiesbaden.“